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Jeder Mensch braucht Bewunderung

Beziehungen, die gut funktionieren, haben überdurchschnittlich häufig etwas Erstaunliches gemeinsam: Die Männer werden von den Frauen bewundert und die Frauen fühlen sich von den Männern gesehen. Männer brauchen oft viel Bewunderung, vor allem in partnerschaftlichen Beziehungen. Michael Lehofer ergänzt: „Natürlich brauchen auch Frauen Bewunderung. Bewunderung ist die reinste narzisstische Zufuhr, und es gibt einen gesunden Narzissmus, ohne den keine gedeihliche Entwicklung möglich ist.“ Daher benötigt jedes Kind Bewunderung, ehrliche Bewunderung. Es braucht sie, um zu einem positiven Selbstbild zu kommen, um letztlich Ja zu sich sagen zu können. Bewunderung wirkt in zwischenmenschlichen Beziehungen unterschiedlich. So kann beispielsweise der Mächtige mittels Bewunderung den anderen auf Augenhöhe bringen. Univ.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Michael Lehofer ist ärztlicher Direktor und Leiter der einer Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Landeskrankenhaus Graz II.

Mit der Bewunderung von Chefs sollte man vorsichtig sein

Der Vater, der den Sohn bewundert, hebt den Sohn auf die gleiche Stufe, auf die ihn der Sohn gestellt hat. Wie schön ist das! Bewunderung bedeutet, den anderen als Wunder anzuerkennen. Andererseits birgt Bewunderung auch die Möglichkeit einer Machtdefinition: Wenn nämlich der Untere den Oberen bewundert, lässt sich der Obere durch den Unteren definieren. Michael Lehofer nennt ein Beispiel: „Wenn ein Chef offen von einem Mitarbeiter bewundert wird, dann könnte es sein, dass der Mitarbeiter den Chef durch seine Bewunderung steuern möchte.“

Das will dieser gewöhnlich nicht. Daher muss man mit der Bewunderung von Chefs etwas vorsichtig sein. Was Chefs wirklich wollen, ist gesehen zu werden. Denn sie führen, sie gehen ihren Mitarbeitern voran. Sie sind darauf angewiesen, sicher gesehen zu sein. Nur dann können sie unbesorgt vorangehen. Aus dieser Sicht sind Männer in Partnerschaften Mitarbeiter in der Firma ihrer Frau – so schlimm das klingt! Daher ist die Bewunderung für den Mann seitens der Frau quasi eine Einladung, in eine ebenbürtige Beziehung zu kommen.

Bewunderung und Gesehenwerden führt zur Verbundenheit

Die Achtung des Mannes für die Frau wiederum gewährt eine gewisse Sicherheit, dass die Anliegen der Frau, die sie mit dieser Beziehung verbindet, realisiert werden. Michael Lehofer erläutert: „Natürlich sind sowohl Bewunderung als auch das Gesehenwerden in einer funktionierenden Beziehung etwas Gegenseitiges.“ Wenn eine Beziehung in eine Schieflage gerät, liegt eigentlich immer eine Miss- oder gar Verachtung der Frau oder/und ein entwürdigendes Übersehen der Frau durch den Mann vor.

Daran kann man jedoch arbeiten, wenn man noch will. Michael Lehofers Lebenserfahrung nach gibt es bei beiden Modalitäten kein Mittelmaß: „Entweder die Frau bewundert ihren Mann oder sie verachtet ihn. Gleichermaßen ist der Mann entweder mit allen Sinnen bei der Frau oder er übersieht sie vollkommen.“ Man muss einer Frau nicht nur stereotyp die Tür aufhalten, um dafür zu sorgen, dass sie sich gesehen fühlt. Im Grunde sind Bewunderung und Gesehenwerden nur äußere Zeichen für das Gleiche: die Verbundenheit. Quelle: „40 verrückte Wahrheiten über Frauen und Männer“ von Michael Lehofer

Von Hans Klumbies

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